Geigerles Lotterbett
Eine Fotoarbeit über das Erinnern
Mehrere Jahre lang hat Christoph Frick einen ihm aus seiner Kindheit bekannten Ort im Nordschwarzwald aufgesucht. Mal morgens, mal abends, im Winter, oder Frühling … fotografierte er immer vom selben Standpunkt aus die im Wald liegenden, wie zu einem Zelt zusammengeschobenen Felsen. Dieses sogenannte ›Geigerles Lotterbett‹ war verbunden und aufgeladen mit den großväterlichen Erzählungen um einen im Wald lebenden Musiker. In einem zweiten Schritt verdichtete er die vielen Aufnahmen zu einer lebensgroßen Abbildung.
»Und diese Erzählung könnte eine ähnliche wie diejenige sein, mit der Walter Benjamin seine ›Berliner Kindheit um Neunzehnhundert‹ einleitet: ›Sich in einer Stadt nicht zurechtfinden heißt nicht viel. Sich aber in einer Stadt zu verirren, wie man sich in einem Walde verirrt, braucht Schulung. Da müssen Straßennamen zu dem Irrenden so sprechen wie das Knacken trockner Reiser und kleine Straßen im Stadtinnern ihm die Tageszeiten so deutlich wie eine Bergmulde widerspiegeln.‹
Das optisch Vertraute so unkenntlich zu machen, dass seine Taktilität in einer neuen Sprache zu uns spricht: Ist das nicht genau das, was Christoph Frick mit der uns vertrauten Welt der Fotografie tut?
Ludwig Seyfarth, aus: Katalogbeitrag, Fotos zum Knacken bringen
»… und er wunderte sich über diesen Streich, den sein Kopf ihm da spielte, indem er immer wieder eine Sache in eine andere verwandelte, als befände sich hinter jedem realen Gegenstand ein Schattengegenstand, der in seinem Geist genau so lebendig war wie das, was er mit den Augen wahrnahm; und am Ende konnte er gar nicht mehr sagen, was er davon nun eigentlich wirklich sah. Und daher kam es im häufig so vor, als hätte …«
Paul Auster, Die Erfindung der Einsamkeit
